Freitag, Januar 02, 2009

Drei Bücher zwischen den Jahren, Teil 3

Das dritte Schmökerlein verfasste der Philosoph und Hochschulprofessor Wilhelm Schmid: Glück. Alles, was Sie darüber wissen müssen, und warum es nicht das Wichtigste im Leben ist.

Im Insel Verlag erschienen, beschreibt der Autor zunächst verschiedene Arten des Glücks.

  • Das Zufallsglück ist jenes, das unvermutet zufällt und günstig ausfällt.
  • Das Wohlfühlglück betrifft das Erleben all jenes, was als positiv gilt.
  • Das Glück der Fülle umfasst die positive wie die negative Seite des Lebens und bezieht sich gerade aus dieser Dichotomie oder Ambivalenz.
  • Das Glück des Unglücklichseins schließlich ist die Melancholie, ein unspezifisches Traurigsein, angeleitet von einem höchst reflektierten Bewußtsein, das die Vielfalt und Unkontrollierbarkeit des Lebens wertschätzt.

Dann fasst Schmid zusammen: „Das Wichtigste im Leben aber ist nicht wirklich Glück.“ Sondern Sinn. Zusammenhang auf allen möglichen Ebenen:
  • sinnlich im Körperlichen,
  • fühlend im Seelischen,
  • denkend im Geistigen,
  • Transzendenz erfahrend im Metaphysischen.
  • Diese vier Ebenen führt er dann im Folgenden weiter aus.
  • Die damit angesprochenen Zusammenhänge, die unserem Leben Sinn verleihen, können
  • intentional (ob etwas beabsichtigt ist),
  • logisch (welcher Regel etwas folgt),
  • argumentativ (wie etwas zu begründen ist),
  • kausal (warum etwas geschehen ist),
  • konditional (dies geschieht, wenn jenes gegeben ist),
  • utilitär (welcher Nutzen hat es für wen),
  • subjektiv (Sicht des Einzelnen darauf),
  • objektiv (allgemeine Sicht),
  • situativ (wie es im Rahmen eines Kontextes dazu gekommen ist),
  • historisch (wie es im Laufe der Zeit so geworden ist),
  • konzeptionell (wie etwas gedacht ist),
  • kontingent (wie es zufällig kommt),
  • terminologisch (wie aus Erfahrungen Begriffe werden und diese auf Erfahrungen zurückwirken),
  • polar (wie Dinge sich wechselseitig bedingen, bspw. Leben und Tod),
  • paradox (die Absurdität der Gewissheit des Glaubens und Wissens),
  • responsiv (die Verantwortung für das Tun tragen),
  • tragisch (verhängnisvolles, unumkehrbares Geschehen),
  • enigmatisch („unerklärliches, unauflösbares Geschehen, mit dessen Rätselhaftigkeit menschliches Sein sich zu bescheiden hat“), am besten
  • teleologisch (Ausrichtung auf einen Sinn oder Zweck)
sein.

Damit lesen wir, was Schmid für Sinn anführt und uns als inbetweener Kern des Handelns ist. Zusammenhänge herstellen, Sinn erzeugen, Verbindungen schaffen, Perspektiven eröffnen.

Mit einem Wehrmutstropfen (schönes Wort finde ich) und einem Zitat beschließe ich diese Mini-Rezension. Schmid spricht so oft von Zufällen, gerade bei den Definitionen des Glücks, aber auch in Sinnzusammenhängen – für mich gibt es keine Zufälle. Gar keine. Am Ende wird’s versöhnlich, da der Autor seinen Job als erfüllt ansieht, wenn niemand mehr sich mit der Frage nach dem Glück beschäftigt, nicht als Utopie des Paradieses, sondern als Zustandsbeschreibung für die Zeit neuer Herausforderungen.

Schön das,
Christian

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