Mittwoch, August 17, 2005

Veränderungen

Während es bei mir ja noch auf sich warten lässt, passiert so vieles in meinem Umfeld:
M. wird nun doch nicht in NYC heiraten und auswandern. Kommt zurück. Gestärkt. Toll! (Nicht dass sie NY verläßt, sondern, wie sie damit umgehen wird.)
C. verläßt nach drei Jahren B., hat genug von Gestank, Pisse, Scheisse an jeder Häuserecke, ekligen Männern und einer aussichtslosen Jobsituation. Zieht wieder nach HH, in die Nähe ihrer Eltern. Nimmt ihre Verantwortung für sie wahr. Respekt!
C. arbeitet und arbeitet an dieser einen Sache, voller Kraft und Klarheit. Vergisst sich dabei manchmal. Und schaut voraus. Großartig!
Meine Tante G. hat nach dem Verlust ihres Hundes einen Einbruch hin zu kompletter Demenz hingelegt, verbarrikadiert sich in ihrer Wohnung. Magert. Hat mit dem Leben abgeschlossen. Dem sie nie etwas Positives abgewinnen konnte. War bzw. ist falsch hier auf der Welt.
C. zieht mit Mann und Tochter von M. nach F., blind vor Liebe, tut allen Menschen in ihrem Umfeld weh, obschon sie sie liebt. Sieht nichts mehr.
T. und S. sind mit Zwerg in USA unterwegs, mitten im Leben, wohlhabend, sorgenfrei, problemlos. Weil sie genau so ihr Leben leben wollen. Und zwar genau deswegen.
Usw.usf.
Wie spannend das Leben ist!
Es ist etwas Gutes!
Chris

Angst vor Angie

Ebenfalls gestern abend (welch Sofakartoffelabend!) im ZDF eine Reportage über den Menschen Angela Merkel. Kommentarszitat: "Sie sieht die Welt als Ansammlung von Molekülen. Und meint, sie dementsprechend bewegen zu können."
Durchaus scheint sie menschlich zu sein, zwar nicht weiblich, aber immerhin menschlich, ich kann in Ansätzen ihren Ehrgeiz, ihren Trieb verfolgen, nachvollziehen. Sie hat Agieren und Sprechen gelernt in all den Jahren, seit Lothar de Maiziere sie zu seiner Regierungssprecherin machte. Und zwar gar nicht so schlecht. Ist bei Birne in die Lehre gegangen. Wurde vom Blümchen väterlich begleitet. Lernte böses hinterhältiges Kleinmachen bei Schäuble und anderen. Und hat ne Menge Menschen zurückgelassen, die sich nicht öffentlich zu ihr äußern wollen.
Was aber wirklich Angst macht: Sie ist so hart und verbittert mit sich, ist gleichsam meistens gar nicht sichtbar, nicht fühlbar. Auf die Frage, ob sie ein Problem damit habe, keine Kinder zu haben, antwortet sie so ausweichend, dass man schwankt zwischen dem Eindruck, sie hat so so schwer zu schlucken, daß es nicht geklappt hat, dass sie mit sich hadert, und der Idee, sie traut sich nicht, öffentlich zu sagen, sie wolle keine Kinder.
Sie versemmelt den Elfmeter, als sie zu ihrem Elternhaus kommt und ein Nachbar sie spontan zum Kaffee einlädt und sagt: Keine Zeit! Wie hätte Gerd oder wie nett hätte Ute Vogt oder oder oder reagiert. Wie hätten sie diesen zwischenmenschlichen Steilpass verwertet. Nicht aber Angie: Keine Zeit!
Sie macht aus Machtgründen einen Menschen zum Bundespräsi, der weder dazu geeignet ist noch - was noch wichtiger ist - sich selbst darin sieht, das wirklich will! Nur aus Machtgründen. Igitt! Ohne Respekt vor dem Amt, ohne den Gedanken, was wirklich gut sein könnte für unser Land. Aber sagt: Weil es gut ist für uns. So ein Quatsch!
Und nun ist sie bald Bundeskanzlerin: als Ossi-Frau, als Naturwissenschaftlerin, als verbrämte, spießige Frau. Und macht mehr noch als den Männern den Frauen des Landes, die mit einem funktionierenden Hirn ausgestattet sind, Angst. Antifrauenpolitik.
Noch schlimmer: Keine Vision, wie es weitergehen kann. Nur Verwaltung der Besitzstände. Nur nichts falsch machen, nur die Erwartungen erfüllen. Bloß nichts sonst! Fürchterlich!
Ich bin fassungslos, wie idiotisch unser Volk ist. Absolut fassungslos.
Und hoffe. Noch immer. Noch einen Monat, bis zum Wahlabend.
Wird es etwas Gutes werden?
Chris

Maja, die Liebe aus Bremen

Gestern von ihr erhalten:
Lieber Chris,
ich bin mal wieder sehr viel weiser und berührt von Deiner mail! Danke, daß Du uns an Deinen Gedanken und Erfahrungen teilhaben läßt! Und Danke an alle Wegesfreunde, die so viel Herz und Kopf und gesendet haben. Das macht auch mir Mut! Gut, daß Ihr alle da seid!
Liebe Grüße,
Maja

Asimo, Aibo, Qrio und Co.

Gestern abend sah ich einen Bericht auf 3Sat oder Phoenix über Japans Verrücktheit auf Roboter, und zwar im Besonderen auf humanoide Roboter, die der menschlichen Geh- und Bewegungsweise nachempfunden sind. So wie die Deutschen oft fußball-, vorgarten- oder geldverrückt sind, so ist es unter Japanern, insbesondere jungen Männern, weitverbreitet, Roboter zu bauen und diese in Wettkämpfen gegen- oder füreinander antreten zu lassen.
Und es gibt kein zweites Land der Erde, dessen führende Unternehmen sich gegenseitig in der Konstruktion von Robotern überbieten wollen.
So kann Asimo inzwischen rennen, springen, seit langem schon Treppen hinabsteigen (was ja viel schwieriger für Roboter ist, als Treppen hinaufzusteigen, da sie vorübergehend keinen Standfuß haben). Aibo wurde inzwischen schon hunderttausendfach verkauft und erfreut insbesondere Kinderherzen. Qrio kann tanzen, improvisieren gar, hat Taktgefühl und kann auch Gruppentanz. Querflöte oder Trompete spielen können schon viele, Klavier spielen eigentlich alle.
Und nun werden Roboter, bspw. Wanda, ein Plüschtier mit Technikinnerem, eingesetzt, um älteren Menschen Gesellschaft zu leisten, gar auf sie zu achten und nötige Hilfsangebote abzusetzen. Sie werden bei den Menschen installiert, mit Standleitung ins Sozialamt, sprechen mit den Menschen, prüfen, ob sie ihre Medikamente nehmen und berichten, falls etwas nicht stimmt.
Welch Entwicklung! Wie gern hätte ich einen Aibo (gerade bei ebay für knapp unter 2k Euro zu haben) oder noch viel lieber einen Asimo (gibts in ca. fünf Jahren zum Preis eines Kleinwagens)! Wie geil, diesen Dingern Sachen beizubringen, mit ihnen spazieren zu gehen, sich von ihnen bedienen zu lassen. Kurz davor war ich, mir den Reinigungsroboter, gerade von Tchibo angeboten, zu kaufen, für unter hundert Euro.
Ich bin technikverrückt!
Und sehe das Positive: Gerade bei demenzkranken Menschen ist es doch großartig, ein menschliches Wesen zu haben, das sie immer wieder neu begrüßt, mit ihnen redet, ihnen zuhört, auf sie achtet. Klar, richtige Menschen sind kein Vergleich, aber um Gesellschaft zu leisten (und Roboter haben noch auf unabsehbare Zeit bei all jenen Menschen, die keine Angst vor der Zukunft haben, einen riesigen Rabatt, bestimmt auch noch bei mir, wenn ich mal betroffen sein sollte in fünfzig Jahren) und zu helfen ist ein Asimo großartig!
Es gibt get-in-touch-parties in Japan, während derer ältere Menschen Wandas oder andere Exemplare kennenlernen können, und: Sie sind begeistert! Nur noch ein bisschen Entwicklung bei der Spracherkennung und Tonlage, dann können sich richtige Beziehungen entwickeln. So wie schon auf bspw. aibo-freunde.de lesbar: Menschen, die ihren Aibo in Reparatur, pardon: in die Klinik, geben, bleiben bei ihnen, bis sie wieder upgedatet sind. Wollen nicht mehr allein in Urlaub fahren. Gehen mit ihnen spazieren. Reden mit ihnen. Und fühlen sich verstanden, anerkannt und geschätzt.
Meine Lust auf Roboter ist wieder da! Und Träume, welche positiven Dinge mit ihnen getan werden könnten! Und das Beste: Das ist bereits Realität, nur in D noch nicht zu sehen.
Es wird etwas Gutes,
vielen Dank für Euer Interesse,
Chris