Donnerstag, August 04, 2005

c032, Ostgut und Prinzipalsaal

Ein neuer Tag voller Möglichkeiten!
Gestern erhielt ich doch noch ein paar Sonnenstrahlen während eines Treffens mit C. und K. in der Innenstadt - wunderbar! Ein wenig Sorgen ob des Umgangs von C. mit sich und meine Frage, ob sie denn sanft mit sich sei. Sie spricht von exzessivem Leben und hartem Umgang vor allem mit anderen. Wir reden aneinander vorbei und doch zusammen.
Ich las die letzte Ausgabe von c032, das mir das Magazin zu sein scheint, das am weitesten vorne liegt, was Themenauswahl, Darstellung, Design und vor allem auch Vertrieb anbelangt. Ein deutsches Heft, das bi-annual erscheint und weit mehr in Tokio, New York und Shanghai gelesen wird als in Bremen oder München (na, in dieser meiner versnobbten Heimatstadt wohl gar nicht). Texte komplett in Englisch, deutlich merkbar nach dem Schreiben ins Englische übersetzt. Thema: We are Synchro-Time. Wir leben in der Gleichzeitigkeit der Gegenwart, der Zukunft und der Vergangenheit in Form von Retro-Stilen und ständigen Remakes. Nette Artikel über Architektur und Kunst, über Schnittstellen von Kunst und Wissenschaft. Ein Bericht über das neue Ostgut in Berlin, den wohl neben dem WMF coolsten Laden zumindest Europas. Da kommt selbst das Cocoon in FFM nicht mit, trotz konsequenter Ideen, millionenschwerer Investition und bester Soundanlage des Planeten. Ein kurzes Interview mit Ritchie Hawtin, der tatsächlich von Detroit nach Berlin zog mit seinem Troß, weil er dort näher am Puls der Zeit sei, näher an der Jugend, an frischen Ideen und Menschen mit dem Wunsch, Neues zu kreieren.
Gestern abend Treffen mit C. und C. an verschiedenen Lokalitäten, erst im Pipeline, wo eine CD von mir lief, schließlich seit einem halben Jahr mal wieder im Schwarzen Schaaf, Münsters innster Laden. Fürchterlich! Übervoll, bestimmt 2000 Menschen, die ganze Gegend voll mit Rädern und Taxen und die jungen Menschen mit Bier. Katastrophaler Sound, schlechte Anlage, häßliche Räume. Und trotzdem oder gerade deswegen sehr gut besucht. Wie immer in Münster: das Angebot eigentlich indiskutabel aber aufgrund fehlender Alternativen eine Goldgrube. Je schlechter desto voller. Was ist nur mit dem Anspruch der Menschen, gerade der Jugendlichen hier? Was reizt sie dort oder noch? Kein Vergleich mit Berlin oder Hamburg.
Dazwischen Besuch beim Handyprovider mit dem Ziel der Vertragsdiskussion, was ich aber tatsächlich mitnahm, waren erschütternde Einsichten in die Jugend. Völlig sinnentleert. Auf das vielleicht zehnsekündige Angebot zu einer Handyversicherung, die zwar knapp zehn Euro im Monat kostet, aber nur alle drei Monate abgebucht wird, und die auf zwei Jahre abgeschlossen wird, reagiert die vielleicht 17jährige Kundin direkt ohne Nachzudenken ja klar, ist wichtig sowas, falls im Ausland das Handy geklaut wird. Zehn Sekunden fehlende Argumente und 240 Euro Umsatz, unfassbar. Sie hat überhaupt nicht kapiert, daß sie da mal eben so knapp fünfhundert Mark ausgab. Als ich das meiner K. erzähle, klärt sie mich dahingehend auf, daß dieses Mädchen wohl verstand, daß sie nur alle drei Monate 10 Euro, nicht 30 Euro bezahlen müsse, dadurch sogar noch ne Menge sparen würde. Auf den Gedanken bin ich überhaupt nicht gekommen, daß man das so verstehen bzw. nicht verstehen kann. Da fehlt die Lust überhaupt den Kopf einzusetzen.
Welch Privileg, Bildung nutzen zu dürfen und zu können.
Es wird etwas Gutes,
Danke fürs Interesse,
Chris